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Im März 1939 zeigt der Nationalsozialismus endgültig seine imperialistische Fratze. Generaloberst H. Göring droht dem tschechoslowakischen Staatspräsidenten Dr. Hacha mit der Zerbombung Prags durch die deutsche Luftwaffe. Daraufhin willigt dieser, einer Besetzung der Gebiete Böhmen und Mähren durch die deutsche Wehrmacht ein. Gideon Klein (geboren am 6. Dezember 1919 in Prerau, Tschechoslowakei) steht am Beginn einer außergewöhnlichen Musikerkarriere. Ein umschwärmter Jüngling: Gut aussehend, charmant und hochbegabt (absolutes Gehör, fotografisches Gedächtnis, ungewöhnliche manuelle Fingerfertigkeit).
Als Elfjähriger besuchte er parallel zum Gymnasium – als außerordentlicher Student – das Konservatorium in Prag. Als das Pendeln zwischen seiner mährischen Heimatstadt und Prag nicht mehr möglich war, zog der Musik- und Kulturbesessene Klein zu seiner Schwester nach Prag. Schon kurz nach dem Abitur 1938 wurde er als einer der begabtesten nationalen Pianisten seiner Zeit wahrgenommen. Als Komponist waren es hauptsächlich autodidaktische Studien die er seit 1929 verfasste.
Dass Gideon Klein die unterschiedlichen Einflüsse einer pulsierenden Großstadt wie Prag aufnehmen und verarbeiten kann, belegen die Kompositionen ab 1939. Obwohl ihm eine fundierte kompositorische Ausbildung fehlt, besucht er die eher philosophische und sich u.a. mit akustischen Phänomenen (Vierteltonklängen) befassende berühmte Meisterklasse von Alois Hába. Darüber hinaus nimmt er an der Prager Karls-Universität das Musikwissenschaftsstudium auf. Während dieser Zeit entsteht auch das Divertimento für Bläser. Mit diesem bis dato umfangreichsten Werk, ist Klein auch als Komponist auf der Höhe seiner Zeit angekommen. Neben Einflüssen des, von ihm hoch verehrten, mährischen Komponisten Leoš Janáček (1854 – 1928), sind es auch das von Arnold Schönberg (1874 – 1851) und seinem Kreis propagierte Komponieren mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen, das ihn fasziniert. Die Art und Weise der Umsetzung dieser unterschiedlichsten Strömungen, im Divertimento auch Elemente des Jazz, verweisen aber sehr stark auf Alban Berg, der seit der Uraufführung seiner Oper Wozzek (1925 in Berlin und ab 1926 in Prag) gerade bei den in Prag lebenden Komponisten großen Eindruck hinterließ.
Mit Zunahme der Repressalien durch die deutsche Protektoratsregierung werden im November 1939 die tschechischen Hochschulen geschlossen. Ab Frühjahr 1940 sind durch die Anwendung der “Rassengesetzte” für Klein weder öffentliche Auftritte, noch eine Weiterführung seines Studiums am Konservatorium möglich. Am 4. Dezember 1941 wird Gideon Klein in das Konzentrationslager Theresienstadt interniert. Begünstigt durch die Propagandamaschinerie der Deutschen, ist es ihm und zahlreichen anderen Künstlern noch wenige Jahre vergönnt, unter widrigsten Umständen ihre musikalischen Aktivitäten fortzuführen.
Am 16. Oktober 1944 wird er zusammen mit vielen Künstlerkollegen nach Auschwitz gebracht. Am 27. Januar 1945 wenige Woche vor der Befreiung durch die Alliierten, kurz nach seinem 25. Geburtstag, wird Gideon Klein auf einem der der sog. Todesmärsche durch ein SS-Kommando erschossen.
Quellen:
Gideon Klein Materialien-Verdrängte Musik 6 von Bockel Verlag
holocaustmusic in English
Aufführungsmaterial Divertimento für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte und 2 Hörner Bote & Bock Berlin
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